Veranstaltung: | LMV Grüne Jugend Saar 26.08.18 |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 8. Anträge |
Antragsteller*in: | LAG Verkehr, Digitalisierung, Gesundheit (dort beschlossen am: 19.08.2018) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 17.08.2018, 11:25 |
A4: Chancen der Digitalisierung nutzen!
Antragstext
Die Grüne Jugend Saar sieht die Digitalisierung als eine der größten
Herausforderungen für Politik und Gesellschaft. Dazu müssen wir sowohl die
Chancen der Digitalisierung und der digitalen Medien erkennen, als auch die
Gefahren und Nachteile. Wichtig ist für die Grüne Jugend Saar, dass grüne
Politik auf diese Entwicklungen reagiert und Lösungen für alle Bereiche, in die
die Digitalisierung reinreicht, verwirklicht.
Im Fokus steht dabei die Verknüpfung von ökologischer Verantwortung und
ökonomischer Vernunft. Digitalisierung kann die Wirtschaft stärken, den
Klimaschutz voranbringen und Bürger*innen Teilhabe ermöglichen. Auch sehen wir
die Schaffung eines zukunftsfähiges Bildungssystem als Kernaufgabe der Politik.
Wir möchten die Chancen der Digitalisierung für die Vorantreibung der
Energiewende und die Einhaltung der Klimaziele nutzen. Auch muss besonders auf
dem Arbeitsmarkt der Mensch im Mittelpunkt bleiben und auf den mit der
Digitalisierung teilweise einhergehenden Verlust von Arbeitsplätzen reagieren.
I. Bildung und Forschung
Für eine umfassende, zukunftsorientierte Bildung muss Schülerinnen und Schülern
der Einstieg in dem Umgang mit digitalen Medien ermöglicht werden.
Zukunftsfähig ist unser Bildungssystem nur dann, wenn es auch auf den
Arbeitsmarkt der Zukunft vorbereitet. Dieser wird stark von
Dienstleistungstätigkeiten geprägt und wird von der Digitalisierung umgestaltet.
Einfache Tätigkeiten können immer mehr durch Einsatz von Maschinen und Computern
ersetzt werden. Bildung ist für die Entwicklung Deutschlands die wichtigste
Ressource.
Dank Online Studiengängen und Fernstudienangeboten ist es für mehr und mehr
Menschen möglich, trotz vielfältiger Lebenssituationen an Fortbildungen und
universitäten Studiengängen teilzunehmen. Wir setzen uns für den Ausbau von
Online-Vorlesungen, die Bereitstellung von Skripten und Materialen im Internet
sowie die Einrichtung von Fernstudienangeboten ein.
Im Bereich der Forschung und Wissenschaft muss die fachliche Verknüfung von IT-
Fächern und anderen Bereichen wie Energie, Landwirtschaft und Klimaforschung
vorangetrieben werden. Nur so können wir die Chancen der IT-Expertise auch für
das Gemeinwohl nutzen.
Wir unterstützen außerdem den Ausbau des Standortes für IT-Sicherheit und
Entwicklung künstlicher Intelligenz im Saarland. Das Saarland muss digitale
Entwicklungen begleiten und selbst vorantreiben.
Digitale Medien bieten im Bildungsbereich viele Chancen. Allerdings ist der
Schutz von Kindern und Jugendlichen von großer Bedeutung, insbesondere im
Hinblick auf die ständig wachsende digitale Medienwelt. Kinder und Jugendliche
müssen unfassend über die Risiken der Handy- und Internetnutzung aufgeklärt
werden. Außerdem sollten Lehrer*innen so umfassend geschult sein, dass sie
Schüler*innen mediale Kompetenzen und die damit verbundenen Chancen näherbringen
können und sie bei einem augeklärten und kritischen Umgang damit unterstützen
können. Medienkompetenz ist eine wichtige Grundlage für das lebenslange Lernen
und sollte auch in der schulischen Ausbildung nicht vernachlässigt werden.
Deswegen fordern wir die Ausweitung der Angebote für Lehrer*innen, Schüler*innen
und Eltern.
In Anbetracht dessen, dass die Arbeitswelt sich in den nächsten Jahren rasant
entwickelt, müssen Kinder auf die Berufe von Morgen vorbereitet werden. Wichtig
ist, dass kommende Generationen der digitalen Arbeitswelt gewachsen sind. Dazu
müssen die Lehrpläne an Schulen angepasst und Weiterbildungsmöglichkeiten für
Erwachsene angeboten werden. Nur so können wir eine Bildung gewährleisten, die
auch wirklich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet.
Selbstverständlich müssen die Schulen so ausgestattet sein, dass der Umgang mit
digitalen Medien zeitgemäß und einfach erfolgen kann. Wichtig ist eine sinnvolle
Grundausstattung der Schulen mit Geräten und eine ausreichende
Internetanbindung.
II. Wirtschaft und ländlicher Raum
Besonders im ländlichen Raum können digitale Angebote die Teilhabe stärken. Dazu
gehören die Möglichkeit, Behördengänge online zu erledigen oder
Universitätsvorlesungen am Tablet mitzuverfolgen. Wir fodern Bildungszugänge für
ländliche Gebieten, wie zB. E-Learning oder Open Access. Die digitale
Infrastruktur soll vorallem in den Bereichen der Basisversorgung in Bildung,
Kita, Pflege und öffentlichem Nahverkehr ausgebaut werden.
III. ÖPNV
Auch im Bereich des ÖPNV lassen sich durch den digitalen Fortschritt
Verbesserungen umsetzen. Freies, funktinionierendes WLAN sollte in Bus und Bahn
selbstverständlich sein. Dafür sollten sich die Landesregierungen und Kommunen
verstärkt einsetzen.
Fahrgastinformationen können durch Apps, Internetangebote und digitale Anzeigen
nicht nur verbessert werden, sondern auch barreriefrei zugänglich werden. Dazu
gehören zum Beispiel Zugänglichkeit für sehbehinderte Menschen oder Menschen,
die auf leichte Sprache zurückgreifen.
Wichtig ist auch die Verknüpfung von Verkehrssystemen. Um Menschen die einfache
Nutzung des ÖPNVs möglich zu machen, muss über einen Mobilpass auf sämtliche
Angebote Zugriff bestehen. Car-Sharing, Bahn oder Bus müssen über eine einziges
Angebot verknüpft werden, damit Bürger*innen unkompliziert von A nach B kommen.
Hier sind die digitale Möglichkeiten, wie zum Beispiel Echtzeitinformationen,
weiter zu nutzen.
VI. Medien
Wir fordern eine Reform der Rundfunkbeiträge. Rundfunkbeiträge sollen für
Studierende und Auszubildene ganz wegfallen. Auch sollen Unterhaltungs- und
Sportformate über einen zusätzlichen optionalen Beitrag bezogen werden können.
Der Pflichtbetrag für Nachrichten- und Bildungssendungen soll dabei niedriger
ausfallen.
VII. Digitale Infrastruktur
Schnelles Internet sollte in allen Haushalten und Unternehmen selbstverständlich
sein. Knapp ein Drittel der Deutschen haben immer noch keinen Zugang zu 50
Mbit/s. Damit belegt Deutschland beim Glasfaser-/Breitbandausbau für schnelles
Internet in Europa den vorletzten Platz. Wir fordern verbindliche Ziele für
schnelles Internet. Langfristig sollen die 60 Mbit/s nur ein Zwischenschritt
sein. Besonders von digitalen Innovationen, wie zB. automatisierte Fahrzeuge,
profitieren wir nur, wenn die geeignete Infrastruktur dazu gegeben ist.
Außerdem soll Verbraucherinnen und Verbrauchern das zustehen, was ihnen in
Werbungen versprochen wird.
WLAN und Freifunk sollten der Öffentlichkeit frei zur Verfügung stehen.
Insbesondere im Saarland besteht ein Bedarf am Ausbau der freien WLAN Zugänge.
VIII. Datenschutz
Die Digitalisierung birgt auch Risiken. Wir streiten für das Recht auf
Privatheut und Datenschutz. Außerdem positionieren wir uns gegen
Vorratsdatenspeicherung und Massenüberwachung. Wir fordern anlassbezogene
Datenerhebungen und - Auswertungen statt ugezielter Überwachung.
Wir fordern auch, dass das in der EU-Datenschutzgrundverordnung verankterte
"Recht auf Vergessenwerden" leicht durch die Nutzer*innen umgesetzt kann. Sie
sollen leicht erkennen, auf welche Weise sie von ihrem Recht auf Löschung ihrer
Daten nachkommen können.
Für digitale Waren und Dienstleistungen müssen verpflichtende IT-
Sicherheitsstandards gewahrt werden. Auch brauchen wir besser ausgestattete,
unabhängige IT-Sicherheitsbehörden.
Wir wollen, dass datenschutzfreundliche Unternehmen gefördert werden und die
durch die Datenschutzgrundverordnung gesetzten Standards ein Wettbewerbsvorteil
für Europa werden.
Außerdem soll in die technische Datenschutzforschung investiert werden.
Aufsichtsbehörden, die das Datenschutzrecht durchsetzen, sollen gut ausgestattet
werden.
VIX. Bürgerbeteiligung und Transparenz
Wir möchten die Bürger*innen-Beteiligung und Transparenz durch E-Government und
Open Data verstärlen-
Dazu gehören barrierefreie E-Government-Dienstleistungen und die Möglichkeit
durch Open Government, Bürgerinnen un Bürger an Entscheidungen des Staates zu
beteiligen. Dennoch müssen Alternativen für die Menschen bestehen, die digitale
Verwaltungsleistuengen nicht nutzen möchten. Open Government ist der
Sammelbegriff für Konzepte und Ideen, die sich mit der Öffnung des Staates und
der Verwaltung beschäftigen und die eine intensivere Zusammenarbeit
gemeinschaftlicher Belange ermöglicht.
Außerdem sollen durch Open-Data-Regelungen Behörden verpflichtet werden,
vorhandene Daten von sich aus und leicht auffindbar für die Öffentlichkeit
bereitzustellen. Open Data bezeichnet die Bereitstellung von Daten, die ohne
Einschränkungen genutzt, weiterverbreitet und wiederverwendet würden.
Des Weiteren gibt es bereits Möglichkeiten, Bürgerinnen und Bürger verstärkt zu
beteiligen. Dazu gehören unter anderem der Mängelmelder oder Liquid Feedback.
Diese Konzepte werden jedoch nur wenig genutzt. Es braucht einen offenen Dialog
und den Mut, diese Konzepte auszuprobieren und Bürgerinnen und Bürger darin
einzubinden.
Auch sollen internationale und europäische Prozesse transparenter gestaltet
werden. Europäische und internationale Sachverhalte können durch digitale
Möglichkeiten mitbestimmt werden.
In Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, wie die digitale Vernetzung von
Menschen den Status Quo ändern kann. Auch sind die Folgen von Zensur im Internet
für die Gesellschaft fatal. Digitalisierung schafft Transparenz - und ist damit
eine Chance für unsere Demokratie. Allerdings nutzen auch antidemokratische
Kräfte diese Möglichkeit der Mobilisierung. Hetze kann im Netz beinahe
ungefiltert verbreitet werden. Wir möchten jedoch keine Internetzensur und
Sperren, sondern fordern eine konsequente Strafverfolgung und Aufklärungsarbeit.
Auch müssen die sozialen Netzwerke stärker in die Verantwortung gezogen werden.
IX. Umwelt und Landwirtschaft
Digitalisierung und Ökologie sollten kein Widerspruch sein. Viel mehr kann
Digitalisierung zum ökologischen Umbau unserer Gesellschaft beitragen. Dazu
müssen wir digitale technische Innovationen vorantreiben. Vorhandene Ressourcen
müssen effinzienter genutzt und geteilt werden. Die Grüne Jugend Saar setzt sich
für eine ökologische und soziale Perspektive auf den digitalen Wandel ein.
Energieversorgung, die sich aus erneuerbaren Energien speist, braucht eine
dezentrale Stromerzeugung. Intelligent gesteuerte Energienetze, sogenannte Smart
Grids machem dem Konsumenten möglich. selbst Strom ins Netz einzuspeisen und mit
einer App zu steuern. Diese müssen datenschutzkonform sein und höchsten IT-
Sicherheitsstandards entsprechen.
Konzepte, die Ressourcen schonen und veteilen, müssen auch in der Öffentlichkeit
beworben weren und weiter vorangebracht werden. Dazu zählt zum Beispiel die App
Food-Share, die dazu beiträgt, dass Menschen ihre Lebensmittel teilen statt
wegwerfen. Dadurch entstehen auch neue Geschäftsfelder.
Auch die Digitalisierung der Landwirtschaft kann zu einer ökologischen
Entwicklung beitragen. Durch Sensoren kann unter anderem das Verhalten und die
Bewegungsabläufe von Tieren aufgezeichnet werden. Durch SMS oder Email können
die Landwirte benachrichtigt werden, wenn ein Tier sich auffällig verhält. Auch
können durch Melkroboter bei jedem Melkgang Daten aufgezeichnet werden, die für
die Tiere angenehmer sind und den Landwirt frühzeitig informieren, wenn
krankheitsbedingte Auffälligkeiten vorliegen. Dadurch kann auf den Einsatz von
Antibiotika verzichtet werden.
Auch kann durch Robotik der Boden effizienter und umweltschonender genutzt
werden. Es gibt bereits Agrarroboter, die einzelne Maiskörner dort ablegen, wo
sie gut wachsen. Durch eine Echtzeitanalyse wissen Landwirte nicht nur, welche
Flächen sie auf welche Weise nutzen, sondern auch, wie viel Dünger notwenidg
ist. Somit sinkt die Belastung der Böden, des Grundwassers und der Luft.
Allerdings sehen wir auch die Gefahren der Digitalisierung der Landwirtschaft:
Die Bindung zwischen Mensch und Tier wird dadurch nicht mehr gewährleistet. Auch
stehen kleine Betriebe unter Druck, die sich diese Geräte nicht leisten können.
Ein weiteres Problem bildet der Datenschutz, da einige Anbieter die Daten
sammeln und auswerten.
Aus diesem Grund fordern wir eine Digitalisierung der Landwirtschaft, die
soziale Aspekte und die Bindung zwischen Mensch und Tier nicht außer Acht lässt.
Außerdem soll vorallem das Umwelt- und Tierschutz im Vordergrund stehen. Start-
Ups, die Ideen entwickeln, die das Gemeinwohl fördern, sollen eine besondere
Förderung erhalten. Es bedarf außerdem einer besser geförderten
wissenschaftlichen Forschung im Bereich der digitalen, ökologischen und
nachhaltigen Landwirtschaft.
Kommentare